Neurologie-Aktivitäten

Neurologie-Aktivitäten

Training für Körper und Geist

Das Gehen fällt schwer, das Gefühl in der Hand ist weg, die Konzentration lässt nach – ein Schlaganfall kann viele Folgen haben. Neben den klassischen Therapien hilft spezieller Rehabilitationssport dabei, diese Fähigkeiten wieder zu verbessern. Die KV Nordrhein war bei der Sportgruppe für Schlaganfall-Betroffene der Versehrten-Sportgemeinschaft Rheinhausen in Duisburg zu Gast.
Im Februar 2020 hatte Andrea Tepke (Name geändert) eine Operation an der Hüfte. Als sie aus der Narkose aufwachte, war die linke Körperhäufte taub. Die Untersuchungen zeigten: Die Taubheit hatte nichts mit der Hüfte zu tun. Während des Eingriffs war ein Blutgerinnsel in den Kopf gewandert und hatte die Blutzufuhr im Bereich des Thalamus blockiert – ein Schlaganfall. Seitdem leidet sie unter Schmerzen, Schwellungen im Bein sowie unter tauben Stellen an Arm und Hand. Sie macht zahlreiche Therapien, doch ihr ist es wichtig, auch wieder sportlich aktiv zu werden. Dafür wandte sie sich an die Versehrten-Sportgemeinschaft Rheinhausen, die eine spezielle Gruppe für Schlaganfall-Betroffene anbietet. „Die Kombination der Übungen ist genau richtig für mich“, erklärt Andrea. „Die Bewegung tut mir gut, bei den Koordinationsübungen bekomme ich neue Impulse. Denn ich verstehe kognitiv, was ich tun soll, mein Körper kann es aber manchmal nicht umsetzen. Die Koordination muss ich genauso trainieren wie die Muskeln.“

Trainerin Birgit Janßen gestaltet die Stunden abwechslungsreich, damit für alle das Richtige dabei ist. Denn jeder Schlaganfall führt zu anderen Folgen. Eine Teilnehmerin geht am Rollator, eine andere ist blind, einem Betroffenen fällt es schwer sich zu konzentrieren.

Konzentration und Entspannung sind wichtig

An diesem Tag stehen viele bunte Luftballons im Mittelpunkt der Übungen. Die Teilnehmenden führen ihren Ballon mit langen Armen über dem Kopf zusammen und reichen ihn hinter dem Rücken von einer Hand in die andere. Im Stuhlkreis wird es dann kompliziert:  Die Sportlerinnen und Sportler werfen den roten Ballon von einer Person zur anderen – bis jeder und jede ihn einmal bekommen hat. Dabei sollen sie sich die genaue Wurf-Reihenfolge merken und diese bei den nächsten Runden beibehalten. Dann kommt ein grüner Ball dazu und wird in genau umgekehrter Reihenfolge weitergegeben. Wer bekommt nun den grünen Ballon? Hilde oder doch Wolfgang? Muss der rote jetzt zu Andrea?
Bei aller Konzentration: Die Teilnehmenden lachen viel miteinander und nehmen sich auch gern mal gegenseitig auf Schippe. Das Gruppenerlebnis ist für Birgit Janßen Teil des Konzepts: „Die normalen Therapien absolvieren die Schlaganfall-Betroffenen meist allein, hier tauschen sie sich unter Gleichgesinnten aus.“ Janßen war lange als Krankenschwester auf einer neurologischen Station tätig und unterrichtet seit vielen Jahren Reha-Sportgruppen. Sie kennt die speziellen Herausforderungen und Bedürfnisse der Teilnehmenden. Viele Übungen werden im Sitzen absolviert, da die Betroffenen nicht so lange stehen können. Wenn ein Arm nicht richtig funktioniert, gibt es alternative Ausführungen. Hauptsache, alle kommen in Bewegung. Neben Kräftigungs-, Ausdauer-, und Konzentrationstraining setzt sie auch auf Entspannungsübungen. Am Ende Stunde gibt es meist ruhige Musik und eine Traumreise.
Teilnehmerin Andrea merkt, dass ihr auch das guttut: „Bei Stress werden meine Symptome schlimmer. Deswegen ist es wichtig, immer wieder zur Ruhe zu kommen.“

Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung der KV Nordrhein